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Erdöl

Erdöl ist ein in der
Erdkruste eingelagertes, hauptsächlich aus
Kohlenwasserstoffen

(unter anderen auch Methan) bestehendes lipophiles
Stoffgemisch. Rohes Erdöl (Rohöl) stellt mit mehr als 17.000 Bestandteilen eine der komplexesten Mischungen an
organischen Stoffen dar, die natürlicherweise auf der Erde vorkommen.
Eine mittelalterliche Darstellung beschreibt Erdöl folgendermassen:
Petroleum ist das Öl der Felsen. Es wird an vulkanischen Stellen
gefunden. Es wird jedoch durch das Fett der Erde und die Kraft der
Wärme in Feuer verwandelt. Es befindet sich unter Steinen, wo es
zwischen ihnen liegt, oder in ihnen eingeschlossen ist. Auch unter dem
Meere findet man es.
Erdöl ist der derzeit wichtigste
Rohstoff der modernen Industriegesellschaften, der zur Erzeugung von
Treibstoffen
und für die chemische Industrie herausragende wirtschaftliche Bedeutung
besitzt. Farbe und Konsistenz variieren von transparent und dünnflüssig
bis
tiefschwarz und dickflüssig. Erdöl hat auf Grund der
Schwefelverbindungen einen charakteristischen Geruch, der zwischen
angenehm und widerlich-abstossend wechseln kann. Farbe, Konsistenz und
Geruch sind sehr stark von der geografischen Herkunft des Erdöls
abhängig. Manche Erdölsorten
fluoreszieren bei der Bestrahlung mit
ultraviolettem Licht. Der biogenetischen Theorie zur Erdölentstehung gemäss ist Erdöl aus
Meeresorganismen (Plankton) entstanden, die starben, absanken und auf dem
Meeresboden von
Sedimenten
bedeckt wurden. Gemäss dieser Theorie wäre der Grossteil der heutigen
Erdöl-Vorkommen auf einen Zeitraum vor etwa 350 - 400 Mio. Jahren (
Devon) zurückzuführen, als durch ein Massensterben einer bereits reichhaltigen
Flora und
Fauna
(die gängigsten Theorien nehmen einen Meteoriteneinschlag als Ursache
an) sehr grosse Mengen an organischen Stoffen binnen sehr kurzer Zeit
sedimentierten. Durch Absinken der Sedimente wurden diese organischen
Materialien hohem Druck und hoher Temperatur ausgesetzt. Unter diesen
Bedingungen wandelten sie sich in so genannte Kerogene um, organische
Stoffe, die vorwiegend aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen. Im
Verlauf der weiteren Diagenese
können die Kerogene bituminös werden. Sedimentgesteine, die Kerogene
enthalten, werden als Erdölmuttergestein bezeichnet. Ein Beispiel für
ein Erdölmuttergestein mit fein verteilten bituminösen Kerogenen ist
Ölschiefer aus dem
Lias epsilon (unterer
Jura). Die fein verteilten Kerogene können unter bestimmten Bedingungen,
vor allem bei hohen Temperaturen, wandern, da sie leichter als Wasser
sind und durch dieses verdrängt werden. Beim Wandern („
Migration“
des Erdöls) vereinigen sich die Kerogene zu kompakteren Massen, zu
Erdöl. Die Migration verläuft im Grossen und Ganzen aufwärts. Gerät das
Erdöl unter undurchlässige Erdschichten, die seine weitere Wanderung
nach oben und nach den Seiten verhindern (Erdölfallen), reichert es
sich dort an und es entsteht so eine Erdöllagerstätte. Eine
Erdöllagerstätte besteht also aus einem Speichergestein, dem in seinen
Poren befindlichen Erdöl und mehr oder weniger Lagerstättenwasser, das
sich – sofern vorhanden – ebenfalls in den Poren des Speichergesteins
befindet. Das Lagerstättenwasser enthält oft gelöste Salze. Teilweise
entstand unter ähnlichen Bedingungen
Erdgas. Oberhalb von Erdöllagerstätten kann sich deshalb eine Kappe aus Erdgas
befinden. Oberflächennahe, erdölhaltige sandige Sedimente werden als
Erdölsande bezeichnet. Erdöl ist weltweit nicht gleich zusammengesetzt.
So sind zum Beispiel in einigen Gebieten mehr
Alkane, in anderen mehr
Alkene enthalten, auch das Verhältnis von
aliphatischen zu
aromatischen Kohlenwasserstoffen ist verschieden.
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